Die beabsichtigte Studie nimmt die neuen Entwicklungen in der internationalen Forschung zur Interaktion zunehmender residenzieller und schulischer Segregation in städtischen Kontexten auf (Boterman 2013; Maloutas und Ramos Lobato 2015; Bernelius und Vaattovaara 2016), entwickelt einen neuartigen Algorithmus zur Optimierung schulischer Einzugsgebiete und Schulkreise (für Wahlkreise vgl. Tam Cho und Liu 2016) und ergänzt mit der Untersuchung der institutionalisierten Strukturen und Praktiken der Schulzuweisung die bisherige Schweizer Forschung um eine politikwissenschaftliche Perspektive. Konkret soll untersucht werden, inwieweit diese Strukturen und Praktiken die Wirkungen der zunehmenden Wohnsegregation im Schulbereich entweder verstärken, oder aber diesen erfolgreich entgegenwirken. Die hier beantragte Pilotstudie zur Stadt Zürich soll in einem Folgeprojekt auf vier weitere grosse Schweizer Städte ausgeweitet werden, um Vergleiche zu ermöglichen und eine nationale Debatte anzustossen.
(German summary below) Summary Prosperous cities in Europe have difficulties in offering sufficient affordable housing, they exhibit hot spots with socially deprived population groups, provided these groups have not already been displaced into the agglomeration. And yet city administrations do have a number of instruments at their disposal for countering (but also for reinforcing) these trends. As principal investigator of an international SNSF project, I investigate the use of such instruments in three cities: Birmingham, Lyon, and Zurich. Urban zoning and building plans determine the permitted uses and plot ratios for each lot of the city, thereby defining the incentives and conditions for private developers. These plans also have an impact on possible housing policies, the creation of public parks or community centres. Departing from the urban planning concept of the "Just City" we explore the urban developments with regard to social hot spots, displacement, affordable housing and the set up of public amenities - from the 1990s to present. By focusing on the facilitating actors, processes and democratic institutions, the issue of the "Just City" is firstly investigated from a political science perspective. We complement previous work on leadership, democratic accountability and participatory planning with an integral view for three cities featuring different national planning systems and local government systems. Results will be discussed with political decision makers, administrative agencies and political activists. --- Zusammenfassung Prosperierende Städte Europas bekunden zunehmend Mühe, ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu bieten, und sie verfügen oft über Brennpunkte mit sozial schwachen und schlecht integrierten Bevölkerungsgruppen, sofern diese nicht in die Agglomeration verdrängt werden. Dabei stehen den städtischen Behörden unterschiedliche Instrumente zur Verfügung, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken - oder aber zu verstärken. Der Einsatz solcher Instrumente sollen für drei Städte untersucht werden: Birmingham, Lyon und Zürich. Mit städtischen Bau- und Zonenplänen werden für jede Parzelle die vorgesehenen Nutzungsarten und Ausnutzungsziffern festgelegt, womit Anreize und Bedingungen für die Bautätigkeit von Privaten gesetzt werden. Damit verbunden sind aber auch die Möglichkeiten für die städtische Wohnbauförderung, für das Anlegen von Parks oder für den Bau von Schulen und öffentlichen Begegnungszentren. Ausgehend vom stadtplanerischen Konzept der „Gerechten Stadt“ untersuchen wir die städtischen Entwicklungen bezüglich sozialen Brennpunkten, Verdrängung, bezahlbarem Wohnangebot und Ausrichtung öffentlicher Einrichtungen – und zwar seit den 1990er Jahren bis heute. Durch den Fokus auf die ermöglichenden Akteure, Prozesse und demokratischen Institutionen wird das Thema der "Gerechten Stadt" erstmals aus politikwissenschaftlicher Perspektive untersucht. Bisherige Arbeiten zur Rolle von "Leadership", demokratischer Kontrolle und partizipativen Planungsverfahren werden ergänzt um eine integrierte Betrachtung am Beispiel von drei Städten mit unterschiedlichen nationalen Planungssystemen und lokalen demokratischen Institutionen. Die Ergebnisse der Studie sollen abschliessend mit politischen Entscheidungsträgern, Verwaltungsstellen und politische Aktivisten diskutiert werden.
The aim of the research project is to assess, understand and explain an emerging form of alternative political participation in Switzerland, known as political consumerism. Political consumerism means the active consumer choice of producers, products and services based on ethical considerations. Acknowledging and benefiting from a huge interdisciplinary body of research on multiple aspects of political consumerism our project is aimed to refine and advance political consumerism research from an explicit perspective of political science. Some political scientists argue that political consumerism is a significant form of political participation as activists aim to bring about social and political change through purchasing behaviour. While traditional forms of political participation, such as voting, campaigning and party work or contacting representatives seem to be on the decline, sparse empirical data suggest that political consumerism is a steadily increasing form of activism in Switzerland and other Western industrialized countries. Our aim to explore political consumerism as a new and important form of political participation in Switzerland requires three interrelated research steps: First, based on abundant interdisciplinary research on different forms of political consumerism, we plan to purposely develop an elaborated survey instrument that reconciles deficits of current quantitative measurement instruments for political consumerism. In particular, the survey must account for political motives in shopping behaviour, frequency and breadth of behaviour and must collect data on the whole repertoire of political consumerism. Second, we will use this new instrument to assess political consumerism in Switzerland. The third and main step is to assess political consumerism in Switzerland, analyse its determining factors and compare results to other long-studied forms of political participation.
Das Zentrum für Demokratie (ZDA) der Universität Zürich erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Statistik (BFS) eine Datenbank zu den kantonalen Parlaments- und Regierungswahlen, den Wahlen in den rund 130 Schweizer Städten, zu den Parteipositionen und den Gemeinderesultaten der nationalen Volksabstimmungen, sowie zu den Wahlen ins nationale Parlament.
Nach jedem eidgenössischen Urnengang wird eine repräsentative Stichprobe von Bürgerinnen und Bürgern telefonisch befragt. Die Analysen der Antworten geben Aufschluss über die Gründe für die Stimmbeteiligung, sowie über die Motive für eine Ablehnung oder Annahme der Abstimmungsvorlagen. Alle Analyseberichte werden auf der Projekt-Website publiziert und die anonymisierten Daten werden für Sekundäranalysen zur Verfügung gestellt (www.voto.swiss).
Die Topkader der Bundesverwaltung haben einen massgeblichen Einfluss auf die Förderung von Sprachgruppen und der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung. Das Forschungsprojekt will diese Personen zu ihrer Sichtweise über die Herausforderungen einer mehrsprachigen Verwaltung befragen, sowie über ihre Haltung zu den Massnahmen bezüglich Förderung der Mehrsprachigkeit in der Bundesverwaltung. Dabei verfolgt das Forschungsprojekt zwei konkrete Ziele: Erstes Ziel ist es, die Einstellungen von Mitgliedern des Topkaders gegenüber dem Sprachmanagement in ihrer Verwaltungseinheit zu eruieren und die Faktoren zu bestimmen, welche diese Einstellungen beeinflussen. Zweites Ziel ist es, zu untersuchen wie die Mitglieder des Topkaders ihre Handlungsspielräume nutzen zur Verbesserung der Sprachkompetenzen von Mitarbeitenden, zur Förderung von Mehrsprachigkeit in Verwaltungseinheiten (Arbeits-, Redaktions- und Verständigungssprachen), sowie zur verstärkten Rekrutierung und Beförderung von Angehörigen der Sprachminderheiten.
In der vorliegenden Fallstudie wird am Beispiel der Stadt Aarau untersucht, wie sich die lokale Demokratie nach Gemeindefusionen verändert und welche Bedeutung dabei den Quartieren bzw. Stadtteilen zukommt. Die Studie widmet sich drei Fragenkomplexen. Im ersten Fragenkomplex wird die Rolle intermediärer Organisationen genauer beleuchtet. Die Ergebnisse aus sechs ExpertInnen-Interviews mit VertreterInnen von Aarauer Parteien bzw. Vereinen zeigen, dass Aarauer Quartiere für die politische Arbeit relativ unbedeutend sind. Politische Organisationen sind gesamtstädtisch organisiert und fühlen sich gegenüber der Gesamtstadt bzw. der eigenen Partei verpflichtet. Quartiersinteressen werden meist über Mitglieder an die Parteien herangetragen, die sich auch in Quartiervereinen engagieren. Die beiden Quartiere Zelgli und Gönhard sind in der Wahrnehmung der InterviewpartnerInnen in der Aarauer Politlandschaft überrepräsentiert. Aufgrund der Schwierigkeiten, politisches Personal zu rekrutieren, stösst die Berücksichtigung der verschiedenen Quartiere durch die Parteien an praktische Grenzen. Der neue Stadtteil Rohr wird von den Parteien primär symbolisch berücksichtigt, lediglich eine der interviewten Parteien legt eine fixe Quote für RohrerInnen im Parteivorstand fest. Das Parteiensystem hat sich durch die Fusion lediglich aus Rohrer Sicht verändert: die zuvor in Rohr präsenten Parteilosen wurden von VertreterInnen der national etablierten Parteien verdrängt. Die Existenz des gerade für Parteilose attraktiven lokalen Vereins Pro Aarau verhinderte aber eine komplette Delokalisierung des Rohrer Parteiensystems. Der zweite Fragenkomplex zur Einwohnerratsgrösse widmet sich der Frage nach den Konsequenzen unterschiedlicher Sitzzahlen für die Interessenrepräsentation in Aarau. Eine Simulation verschiedener Einwohnerratsgrössen auf der Grundlage der Wahlergebnisse der Gesamterneuerungswahlen vom 24. November 2013 zeigt, dass sich die Parteistärken kaum verändern würden. Bezüglich der Quartierrepräsentation bestätigt die Analyse die Dominanz der beiden Quartiere Zelgli und Gönhard. Diese würde bei einer Vergrösserung des Einwohnerrates sogar zunehmen. Die Parteienvielfalt ist in diesen beiden Quartieren besonders gross, d.h. in allen Szenarien ab 40 Sitzen erreichen in beiden Quartieren fünf verschiedene Parteien mindestens ein Einwohnerratsmandat. Das Telli ist deutlich untervertreten und die Unterrepräsentation nimmt mit zunehmender Einwohnerratsgrösse sogar noch zu. Die Vertretung der Altstadt würde sich hingegen bei einer Vergrösserung verbessern. Auch in einem 80 Sitze umfassenden Einwohnerrat sind jedoch nicht alle Quartiere vertreten. Im dritten Fragenkomplex werden die Auswirkungen einer Einführung von Wahlkreisen diskutiert. Die Stadt Aarau bildet aktuell einen Einheitswahlkreis, in dem 50 Mandate zu vergeben sind. Im Vergleich zu einer Unterteilung in mehrere Wahlkreise ermöglicht dies eine angemessene Vertretung der Parteien, d.h. auch kleine Parteien haben reelle Chancen auf einen Sitzgewinn. Ungleich fällt die Quartiervertretung aus. Eine Unterteilung des Stadtgebietes in mehrere Wahlkreise könnte dem entgegenwirken und zu einer fairen Vertretung der Quartiere beitragen, allerdings zulasten der Vielfalt politischer Strömungen. Eine Unterteilung der Stadt in mehrere Wahlkreise würde gemäss Interviewaussagen zudem die bestehenden Rekrutierungsprobleme verschärfen und die Wahlkampfkosten vervielfachen. Gerade auch im Hinblick auf neue Fusionen stellt sich die Frage, wen oder was der Einwohnerrat repräsentieren soll.
(English summary below) Zusammenfassung Im Auftrag der Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau und des kantonalen Departements Volkswirtschaft und Inneres soll in dieser Studie aufgezeigt werden, wie und warum sich die Milizorganisation in den Aargauer Gemeinden über die letzten 40 Jahre verändert hat. Der Fokus liegt dabei auf der Auswahl an Kandidierenden bei kommunalen Exekutivwahlen, der Amtsdauer und der Fluktuation in Exekutivgremien sowie auf den individuellen Gründen für frühzeitige Rücktritte. Weiter sollen Faktoren identifiziert werden, welche die Auswahl und Amtsdauer von Gemeindeexekutiven positiv beeinflussen. Drei Module sind für die Durchführung der Studie vorgesehen: (1) Erhebung und Analyse der Entwicklung der Exekutivgremien in Aargauer Gemeinden, (2) Analyse individueller Rücktrittsgründe aus der Gemeindeexekutive auf der Basis einer bestehenden Befragung, und (3) Synthese und Diskussion verschiedener Modelle zur Reform der Milizorganisation. Präsentation erster Zwischenresultate an den 6. Aarauer Demokratietagen vom 27./28. März 2014. Schlussbericht veröffentlicht am 17. Dezember 2014, öffentliche Podiumsdiskussion am 26. Februar 2015 (siehe externen Link). --- Summary This study – commissioned by the Association of Municipal Presidents of the canton of Argovia and the cantonal Department of Economics and Internal Affairs – explores how and why the militia (lay people) organisation of municipal executives in the canton of Argovia has changed over the last 40 years. Of particular interest is the choice of candidates at executive elections, the tenure of office and the fluctuation in executive bodies as well as the individual reasons for early resignations. Moreover we examine the factors positively affecting the choice and the tenure of office. Three modules are planned for conducting the study: (1) data collection and analysis with regard to the development of executive municipal bodies in Argovia, (2) analysis of the individual reasons for early resignations based on an existing survey, and (3) synthesis and discussion of different models for reforming the lay people organisation. Presentation of first results at the 6th Aarau Democracy Days on March 27./28. 2014. Final report published on December 17, 2014, public discussion event on February 26, 2015 (see external link).
All around the world cities are growing and becoming “metropolitan areas”, vast urban regions that spread beyond the confines of cities, regions, and even nation-states. In the era of globalization, mega- and meta-cities are gaining in importance, just as political decision-making is increasingly shifting to the local and urban-regional level. The growing mismatch between urban sprawl and institutional organization has led to the emergence, in metropolitan areas, of new, complex governance structures beyond the state. These are challenging traditional political institutions and the democratic quality of policy-making in these areas. How are the citizens, and local voters, able to deal with these complex structures, the shifting or fading away of territorial borders, and the emergence of new political levels? This project will explore this topic by studying eight European metropolitan areas with different types of governance structures: London, Birmingham, Paris, Lyon, Berlin, Stuttgart, Bern, and Zurich. In particular, the project will focus on the following questions: • How do citizens perceive the political system of their metropolitan area? • How are political behavior, attitudes, and perceptions of the legitimacy of the governance structures shaped by media systems and content? • How do the different types of governance, as well as media reporting about them, influence citizens’ political attitudes, interest, and participation? This project builds on two projects on the legitimacy of governance structures in metropolitan areas completed in Phases I and II of the NCCR Democracy. The aim of the current project is to use these results to examine the link between institutional design, media markets and content, and citizens’ political attitudes and behavior.
Die politische Bildung der Schweizer Jugend ist lückenhaft. Dies gilt insbesondere für jene politischen Prozesse und komplexen Zusammenhänge, die wenig mediale Präsenz erhalten und nicht dem Muster personalisierbarer Mediendarstellung entsprechen. Hierzu gehört mit dem Gesetzgebungsverfahren ein zentrales Element der Schweizer Demokratie, von dem zumeist nur die öffentlich wirksamen Bereiche wahrgenommen werden: Teile der parlamentarischen Beratung und allfällige Abstimmungsdebatten, falls das Referendum ergriffen wurde. Seit Jahren wird von der Politik der schlechte Stand politischer Bildung bei Jugendlichen beklagt. Die Schulen sind ihrerseits interessiert an guten Produkten, um politische Bildung nachhaltig zu gestalten. Mit dem angeleiteten Planspiel „Play Swiss Lex“ [Arbeitstitel] möchten das Zentrum für Demokratie Aarau und die Etharion GmbH ein Produkt entwickeln, das auf dieses Bedürfnis ideal zugeschnitten ist. Das Produkt baut auf den Erfahrungen mit dem erfolgreichen Planspiel „Europäische-Politik-Simulation EPS“ auf, welches EuroSoc in Deutschland seit Jahren mit grossem Zuspruch verkauft. Ein angeleitetes Planspiel zur schweizerischen Gesetzgebung hat gegenüber anderen herkömmlichen Lehrmitteln und Planspiel-Angeboten den Vorteil, anhand eines konkreten, in der wirklichen Politik vorgefallenen Beispiels die Abläufe und Unwägbarkeiten politischer Entscheidungsprozesse aufzuzeigen. Es entspricht einem nachweislichen Bedürfnis und stösst bereits in der Konzeptphase auf ein grosses Interesse.