Millionen von Menschen leben unter der ständigen Bedrohung durch Gewalt, auch außerhalb von Kriegsgebieten. Dieses Projekt mit dem Titel „Decades of Peace“ (Jahrzehnte des Friedens) geht der Frage nach, wie Gewalt dort verringert werden kann, wo sie am häufigsten vorkommt. Anhand lokaler Fälle von Gewaltreduktion zeigt das Projekt, welche institutionellen Prozesse zu einem nachhaltigen Frieden beitragen.

Im Mittelpunkt dieses Projekts steht eine entscheidende Frage: Wie können Gesellschaften von anhaltender Gewalt zu nachhaltigem Frieden gelangen? Trotz eines weltweiten Rückgangs der Gewalt über Jahrhunderte hinweg werden bestimmte Regionen, insbesondere in Lateinamerika, nach wie vor von einem hohen Mass an Gewalt geplagt, die tief in den lokalen Strukturen verwurzelt ist. Dieses Projekt stellt eine neue Theorie auf, die besagt, dass der Prozess der Abstimmung (Englisch: Alignment) zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen ein Schlüsselmechanismus zur Überwindung anhaltender Gewalt ist. Mit einer Kombination aus historischer Analyse, statistischen Daten und qualitativen Interviews untersucht das Forschungsteam, wie institutionelle Veränderungen die Entwicklung der Gewalt über Jahrzehnte hinweg beeinflussen, wobei der Schwerpunkt auf Kolumbien und anderen Ländern liegt, in denen Gewalt nach wie vor weit verbreitet ist. Durch die Analyse lokaler Fälle von Gewaltreduzierung und eine langfristige Perspektive soll das Projekt zu einem besseren Verständnis dafür beitragen, wie von Gewalt betroffene Gesellschaften zu einem nachhaltigen Frieden gelangen können.

Nachhaltiger Frieden ist in Teilen der Welt ein schwer erreichbares öffentliches Gut. In Ländern wie Kolumbien, Nigeria, Haiti, Mexiko, den Philippinen und Südafrika scheinen gewisse Gebiete in endloser Gewalt gefangen zu sein, die nicht nur von staatlichen Kräften oder Rebellengruppen, sondern auch von Banden, Milizen und Mobs ausgeübt wird. Auch wenn sich einige der betroffenen Gebiete formell nicht im Krieg befinden, können die Einwohner, die anhaltender Gewalt ausgesetzt sind, kaum sagen, dass sie in Frieden leben. Durch die Konzentration auf lokale Fälle von Gewaltreduzierung in ansonsten gewalttätigen Ländern trägt „Decades of Peace“ zu Strategien bei, die nachhaltigen Frieden fördern.

Dieses Projekt under Leitung von Prof. Enzo Nussio ist finanziert durch einen "Consolidator Grant" des Schweizerischen Nationalfonds.