Die politische Soziologie beschäftigt sich damit, wie die soziale Struktur die Politik prägt. Mit der Sozialstruktur sind diejenigen Gemeinsamkeiten und Gegensätze gemeint, die sich zwischen Individuen aufgrund ihrer Erfahrungen im Arbeitsprozess, als Angehörige religiöser Gemeinschaften und anderer sozialer Gruppen, oder aufgrund ihres Geschlechts ergeben. Politische Soziologie umfasst sowohl Stein Rokkans makro-historische Erklärung der Bildung von Parteiensystemen in Westeuropa, wie auch Forschung in der Tradition von Paul Lazarsfelds Columbia-Schule der Wahlforschung, die die sozialen Grundlagen der Politik mittels Umfragen erforscht. Das Feld der politischen Soziologie ist somit durch die Art der Fragen definiert, die gestellt werden, was einen methodologischen Pluralismus begründet – es ist die konkrete Forschungsfrage, die die Methode bestimmt.
Naturgemäss interessiert sich die politische Soziologie für diejenigen sozialen Beziehungen, die Macht und Privilegien beinhalten (sonst wäre nichts politisches daran). Diese sozialen Unterschiede werden manchmal als solche wahrgenommen und politisiert, genauso häufig aber werden sie auch ausserhalb des Bereichs des Politischen gehalten. Das kann durch die Kraft traditioneller sozialer Normen geschehen, durch die Einbettung von Individuen in klientelistische Netzwerke, oder durch Narrative, die empirisch vorhandene soziale Differenzen entpolitisieren oder legitimieren. Die Forschung in diesem Bereich will deshalb den sozio-strukturellen Determinismus überwinden, der einige Ansätze der politischen Soziologie noch immer auszeichnet und kombiniert die strukturelle deshalb mit einer akteurszentrierten Perspektive.
Die Forschungsfragen, die in einer solchen Perspektive aufgeworfen werden können, sind vielfältig. Neben dem Wahlverhalten zählen beispielsweise auch Präferenzen für eine demokratische oder eine autokratische Ordnung dazu.